Interview mit Christoffer Krug in „Der Literat“ 11/09

Fluchender Elvis, indisches Farbenfest und verrückte Träume

Christoffer KrugEin kurzes Interview mit Christoffer Krug, Autor des Romans „Mehr und Mehr“ über schicksalshafte Begegnungen, Fernweh und den Geruch von Elefanten.

Ein wenig beleuchteter Tisch abseits des gro­ßen Trubels auf der Buchmesse. Während sich ein paar Meter weiter die deutsche Autoren­prominenz im Scheinwerferlicht sonnt, liest der 29 jährige Christoffer Krug gelassen und mit stoischer Ruhe aus seinem Debüt-Roman vor: „Es riecht anders, irgendwie schal, die Luft hier hat gar keinen Eigengeruch. Es riecht steril, nicht nach Lachen, nicht nach Leben, nicht nach Leid und nicht nach Liebe. Das alte, fette Deutschland riecht einfach nach gar nichts“

Literat: Herr Krug, in ihrem Buch geht es also um den Geruch von Deutschland?

Krug: Eigentlich geht es um den Geruch von Indien, denn dort spielt die Ge­schichte ja hauptsächlich.

Literat: Um den Geruch von Elend, Drogen und Elefanten?

Krug: Diese Geruchswahrnehmungen stehen eigentlich für größere Empfindungen: Fernweh, Abenteuer und wichtige Begegnungen im Leben.

Literat: Und die sind in ihrem Buch ja meist schicksalshaft.

Krug: Richtig. Es geht sozusagen darum, mit den Karten zu spielen, die das Schicksal für uns mischt, sich treiben zu lassen und zuver­sich­tlich zu sein, dass sich auf diese Weise jeder Weg ebnet. Selbst die besten Pläne im Leben sind hinfällig, wenn der Zufall oder das Schick­sal etwas anderes für uns bereit hält.

Literat: Ist ihr Buch ein autobiografischer Roman?

Krug: (lacht) Die Frage wird wirklich am häu­figsten gestellt. Ich habe das, was ich be­schrie­ben habe, selbst gerochen, ansonsten ist alles erfunden.

Reisefleisch, Mordmüller, Pantermehl. Sogar die Nebendarsteller in Christoffer Krugs Roman sind sonderbare Persön­lichkeiten und stehen damit in Punkto unerwarteter Verhal­tensweisen und merkwürdiger Schick­sale den drei jungen Hauptfiguren, die Krug auf eine wilde Erlebnisreise durch Indien schickt, in nichts nach. Er erzählt mit Ihnen eine Geschichte über die Macht des Zufalls und die Situationen in denen er den Men­schen begegnet und ihr Leben bestimmt. Ab und an schaut zwi­schen den Gipfeln des Himalaja zwar ein wenig James Hilton her­vor und auch Christian Kracht scheint einen Einfluss auf Krug gehabt zu ha­ben. Im Ganzen hat es der junge Schriftsteller aber geschafft einen Roman vorzulegen, der sich seine Span­nung und Überraschungen bis zum Ende auf­hebt und über den selbst alteingesessene Kri­tiker sagen: “Nicht schlecht, für ein Erstlings­werk.“ kl